Leserbrief 18: Henne jagt Hahn

Frage Sehr geehrter Herr Martin,
vor ca. 5 Wochen ist uns ein 2 Jahre altes Zebrafinkenweibchen zugeflogen, das sehr zutraulich war. Es ist meinem Schwiegervater bei der Gartenarbeit auf die Schulter geflogen und lies sich ohne weiteres mit der Hand fangen und hat auch aus der Hand gefressen.

In der Woche darauf haben wir einen ca. 70 x 30 x 80 cm (B x T x H) großen Käfig und ein Zebrafinkenmännchen sowie Ihr Zebrafinkenbuch gekauft. Für einen größeren Käfig fehlt momentan noch der Platz da unsere Wohnung zu klein ist. (Größere Wohnung ist aber schon im Bau, und dann kommt auch eine Zimmervoliere her).

Der Hahn ist ca. 2 cm kleiner als die Henne, wobei ich aber den Eindruck habe, daß die Henne ein besonders dickes Exemplar ist. In den Käfig haben wir ein offenes Körbchen als Schlafnest gehängt und Nistmaterial zur Verfügung gestellt. Die Vögel haben da aber wohl was missverstanden und haben angefangen zu brüten.

Nun kommt es immer häufiger vor, daß sich die Henne auf einmal aus dem Nest heraus mit einem Wutschrei auf den Hahn stürzt und ihn bis zur Erschöpfung durch den Käfig jagt. Dies ist besonders morgends und abends der Fall aber auch gelegentlich tagsüber.
    Wir wissen nicht was los ist mit unserer Henne. Ist sie vielleicht verhaltensgestört. Sollten wir die Vögel trennen, obwohl sie sich im allgemeinen und auch vor der Brut ganz gut zu verstehen schienen?

Im Voraus schon vielen Dank für Ihre Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Andreas Imminger (AImminger@aol.com)


Antwort Lieber Herr Imminger, mißverstanden haben die Vögel das Nest wohl nicht: Sie schlafen ja nicht nur in Nestern, sondern brüten darin auch, wenn die Umstände günstig sind, und dies ist unter normal guten Haltungsbedingungen in der Wohnung ja meistens der Fall.

Das unduldsame Verhalten der Henne gegenüber dem Hahn und auch umgekehrt kann ein Ausdruck fehlender Sympathie, was in seltenen Fällen vorkommt. In Ihrem Fall hege ich aber aufgrund Ihrer Schilderung seines Verhaltens den Verdacht, daß das Weibchen durch Handaufzucht (die noch seltener vorkommt) auf den Menschen fehlgeprägt ist und daher und männlichen Zebrafinken nichts oder nur begrenzt etwas anzufangen weiß. "Normale", d. h. natürlich sich verhaltende Zebrafinken würden niemals einem Menschen auf die Schulter fliegen oder sich gar ergreifen lassen!

Mich würde interessieren 1., ob das übermäßig zutrauliche Verhalten des Weibchens auch weiterhin zu beobachten ist und 2., ob die Eier befruchtet sind – vielleicht können Sie mir später berichten, ob aus dem Brutversuch etwas geworden ist!? Trennen würde ich die Tiere dann, wenn sie sich Verletzungen zufügen.

Gruß,
Hans-Jürgen Martin


Ergänzung Zu Ihren Fragen:

  1. Seit das Männchen dabei ist, ist die Henne nicht mehr so zutraulich, wie zu dem Zeitpunkt, als sie uns zugeflogen ist. Im Vergleich zu ihr ist der Hahn aber immer noch der deutlich größere "Angsthase", wenn man mit der Hand in den Käfig greift, um den Futternapf herauszuholen.
  2. Die Brut war erfolgreich, seit 7 bzw. 8 Tagen sind drei junge Zebrafinken im Nest, die wachsen und gedeihen.

Ich habe auch den Eindruck, daß die Henne den Hahn nicht mehr ganz so häufig jagt, aber normal ist ihr Verhalten, glaube ich, auch nicht.

Viele Grüße
Andreas Imminger



ZF-Leitseite  ZF-Homepage  ZV-Homepage  Zum Frameset "Leserbriefe" nach oben | TOP | naar boven LB 19