Leserbrief 20: Streit, Nester, Freiflug etc.

Frage Sehr geehrter Herr Martin,

  1. vor einer Woche hat unser Nachwuchs (4 Zebrafinken) das Nest verlassen. Die Mutter (weiß) hat vor 2 Tagen angefangen, die Jungen regelmäßig zu jagen, sie zu verscheuchen bzw. nach ihnen zu hacken. Der Vater (bunt) lässt dies zu, versorgt die Kleinen aber sonst sehr liebevoll. Die Eltern (beide in 2001 geboren) sind bereits wieder am Brüten. Wir haben ihnen allerdings aufgrund der Vielzahl des Nachwuchses die zwei neuen Eier weggenommen und durch Plastikeier ersetzt. Wenn die Kleinen sich in Nestnähe aufhalten, kommt sie sofort raus und ist sehr aggressiv. Können wir etwas tun, um die Situation zu verbessern? Ist dieses Verhalten nur vorübergehend?
    Unser Käfig hat die Maße 100 x 60 x 60 cm und wäre nach oben (leider nur in diese Richtung) um 60 cm aufstockbar.
  2. In der Zoohandlung wurde uns gesagt, daß man die Nester fortnehmen soll, wenn man keinen Nachwuchs mehr möchte. Ist dies überhaupt möglich? Können Zebrafinken sich umgewöhnen? Jemand anderes sagte uns, daß Zebrafinken im Notfall auch ohne Nester Eier legen, wenn sie wollen. Unser Pärchen scheint sehr fruchtbar zu sein. Können Sie mir einen Rat geben?
  3. Unsere Zebrafinkmutter hatte vorher jeden Tag Freiflug. Seit die Kleinen aus dem Nest sind, trauen wir mich nicht mehr, den Käfig offen zu lassen. Ab wann kann der Nachwuchs ausfliegen?
  4. Müssen wir unsere Kleinen irgendwann abgeben oder können sie beieinander bleiben, wenn wir sie nicht brüten lassen? Wie ist das Verhalten einer Zebrafinkfamilie, sobald der Nachwuchs geschlechtsreif ist? Wir haben vermutlich drei Weibchen und ein Männchen bekommen.

Das sind sicher viele Fragen, aber wir möchten uns gern richtig verhalten und finden sonst nirgends eine Antwort. Es wäre schön, wenn Sie uns weiterhelfen könnten.

Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank im voraus.
Familie R. und G. Dunkenberger
R.G.Dunkenberger@t-online.de


Antwort Liebe Familie Dunkenberger, zu Ihren Fragen:

  1. Ich fürchte nein. Das Verfolgen schon nach einer Woche – zumal durch die Mutter – ist schon ungewöhnlich. Manche Autoren und Zebrafinkenhalter glauben übrigens, daß die weiße Farbe etwas mit geändertem Verhalten zu tun hat.
  2. Zebrafinken sind und bleiben im Prinzip Nestschläfer, also brauchen sie für artgerechte Haltung ein Nest. Daß sie das in Zoohandlungen nicht haben, ist klar, da es dort nur um Kommerz geht. Ohne Nest würden viele dieser Vögel auch auf dem Boden legen und zu brüten versuchen, was großen Streß bedeutet und der Gesundheit sicher nicht förderlich ist. Plastikeier sind der einzige vernünftige Ausweg, da das Bebrüten der Eier bei weitem nicht so kräftezehrend und damit gesundheitsschädlich ist wie das ständige Nachlegen von Eiern.
  3. Eigentlich überhaupt nicht! Der Nachwuch dürfte erst dann ausfliegen, wenn es richtig gut fliegen kann, damit er nicht so leicht verunfallt; genau das aber kann er im Käfig kaum richtig lernen. Sie gehen also mit ihrer Freiflughaltung ein großes Risiko zulasten der Vögel ein. Die einzige wirkliche Lösung ist eine wirklich große Flugvoliere ...
  4. a) Die Kleinen können zwar im Prinzip beieinander bleiben, Geschwisterehen sind aber nicht ausgeschlossen; ich rate also nicht dazu.
    b) Noch bevor die Kleinen wirklich geschlechtsreif sind, werden sie oft schon ge- bzw. verjagt und müssen dringend von den Altvögeln getrennt werden.

MfG,
Hans-Jürgen Martin
info@zebrafink.de



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