Leserbrief 8: Nistmaterial!!

Frage ich heiße Roberto L. und bin 12 Jahre alt. Ich habe Ihr Buch über Zebrafinken gelesen und finde es sehr schön. Ich liebe Zebrafinken sehr, wie Sie ganz bestimmt auch.

Ich habe mir vor einem halben Jahr, als mein anderer Vogel gestorben ist, gleich einen neuen Vogel gekauft. Das war ein Zebrafink. Als mir die Verkäuferin sagte, daß man diese Vögel nur zu zweit halten kann, mußte ich noch einen kaufen. Aber erst mußte ich meine Eltern fragen. Ich durfte einen Vogel kaufen, aber kein Weibchen, weil meine Eltern keinen Nachwuchs haben wollten. Doch ich wollte Nachwuchs und tat so, als wären es zwei Männchen.

Ich hatte, bevor ich mir Ihr Buch kaufte, noch keine Ahnung, was diese Vögel alles brauchen. Zu der Zeit hatte ich noch einen runden Käfig von dem Vogel, den ich aus Italien mitgebracht hatte, und dachte, daß das reichen würde. Als ich dann aber Ihr Buch entdeckte, veränderte sich alles. Als erstes kaufte ich einen neuen Käfig, der einen halben Meter lang war. Dann eine Lampe mit einer Zeituhr, die sich morgens um 9.00 Uhr einschaltet und um 10.00 Uhr ausschaltet. Aber meist wecken sie uns schon um 7.00 Uhr auf, so brauch ich keinen Wecker mehr zum Aufstehen, um zur Schule zu gehen. Ich kann Ihr Buch fast auswendig. Und ich weiß auch fast alles über Ihre Vögel.

Ich hoffe, daß es Ihrem Vogel Matz gut geht. Meine Vögel heißen Kikki und Lilli. Mein Kikki ist auch gut wie Ihr Vogel im Bauen. Trotzdem habe ich eine Frage an Sie wegen seinem Benehmen, das ich nicht verstehe: Als ich mit meinen Eltern am Sylvester-Abend eingeladen war und ich dann am späten Abend zurück kam, hatten meine Vögel ein Nest auf einer Nestgabel gebaut, aber nicht in einem Nistkasten, sondern einfach so mit Wänden und Dach. Den Nistkasten habe ich dann später auch noch gebaut. Die erste Geburt der Vögel ging schief. Zuerst ging alles gut, dann am Ende haben sie die Kleinen einfach überbaut. Ich wäre sehr froh, wenn Sie sich vielleicht mit mir in Verbindung setzen könnten, weil ich ein paar Fragen an Sie hätte.

Roberto L., Berlin


Antwort Es freut mich, daß Sie sich nach dem Wohlbefinden meines Zebrafinken "Matz" erkundigen. Leider muß ich Ihnen mitteilen, daß Matz längst verstorben ist: Er wurde ziemlich genau 10 Jahre alt (mehr ist bei Zebrafinken kaum möglich) und sah in den letzten Tagen etwas zerzaust aus. Als er dann eines Morgens nicht aus seinem Nest kam, schaute ich nach und fand in tot darin liegend. Er war wohl einfach nicht mehr aufgewacht ...

Daß Zebrafinken ihre Nester frei in Astgabeln bzw. frei im Gezweig bauen, ist in ihrer Heimat Australien der Normalfall; allerdings nutzen sie auch Nisthöhlen, wenn sie eine der wenigen unbelegt finden. (Sie können sich denken, daß andere Vögel wie z. B. Wellensittiche, die ja nur in Höhlungen brüten, einem kleinen Zebrafinken schnell eine Nisthöhle streitig machen können, wenn diese ausreichend groß ist und eine genügend große Öffnung aufweist.) Ich finde es toll, daß Ihre Zebrafinken noch in der Lage sind, frei ein Nest zu errichten!

Normal ist auch, daß die erste Brut unbefriedigend verläuft oder ganz schiefgeht: Die jungen Eltern müssen Brut und Aufzucht ja erst lernen, und übung macht den Meister! Allerdings können Sie zum Gelingen beitragen, indem Sie, wenn Sie Zebrafinken-Nachwuchs wollen, z. B. von Anfang an Nistmaterial ständig in ausreichender Menge zur Verfügung stellen! Wenn Sie dies versäumen, können die Vögel ihren angeborenen Nestbautrieb vor dem Brüten nicht ausleben, und das bedeutet: Die Zebrafinken verbauen zuerst alles Material, dann legen sie die Eier, und wenn sie dann endlich wieder neues Material erhalten, bauen sie weiter und bedecken dabei die schon gelegten Eier. Möglich ist auch, daß die Vögel aufgrund von Störungen das Brüten einstellen und dann noch einmal mit dem Bauen anfangen. Gebaut werden muß immer!

Bevor Ihre Zebrafinken Junge haben, sollten Sie übrigens unbedingt überlegen, was mit ihnen geschehen soll: Besonders das Männchen wird bald nach der Entwöhnung anfangen, seine Kinder unbarmherzig zu jagen. Sie sollten also entweder die Jungen rechtzeitig, also sobald sie ausgefärbt sind, abgeben oder verkaufen oder einen zweiten Käfig besorgen oder eine ausreichend große, d. h. mindestens (!) 1 m lange und 0,5 m tiefe Voliere erwerben, in der die Kleinen ihren Eltern ausweichen können. Eine Voliere ist immer besser, weil die Vögel darin fliegen können!



ZF-Leitseite  ZF-Homepage  ZV-Homepage  Zum Frameset "Leserbriefe" nach oben | TOP | naar boven LB 9